2013-02-19 16:36
Otto Tomek (10.2.1928–18.2.2013)
Wir betrauern den Verlust unseres treuen Weggefährten und Förderers unserer Komponisten.
Otto Tomek begann seine Berufslaufbahn 1953 bei der Universal Edition AG und war ihr sein ganzes Leben lang verbunden. Als langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrates (bis 2010) sowie Leiter des künstlerischen Beirats hat er die Geschicke der UE nachhaltig geprägt und beeinflusst.
Tomek studierte Musikwissenschaften in Wien bei Erich Schenk und dissertierte über „Strukturphänomene der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts“. Nach seinen ersten Erfahrungen bei der UE wechselte Tomek zum WDR und machte als Leiter der Abteilung Neue Musik und des Studios für elektronische Musik Köln zu einem Zentrum der zeitgenössischen Musik. Hier war er als Programmkoordinator der Konzertserie „Musik der Zeit“ für zahlreiche Uraufführungen verantwortlich und bot Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez, Mauricio Kagel, Bernd Alois Zimmermann, György Ligeti, Luigi Nono, Morton Feldman und vielen anderen Arbeitsbedingungen wie sie besser kaum sein konnten.
Tomeks visionäre Begabung zeigte sich unter anderem, als er sich bereits im Jänner 1958 bei David Tudor nach dem neuen Klavierkonzert von John Cage erkundigte. Die Uraufführung des Konzertes im Mai 1958 in New York entwickelte sich zum handfesten Skandal. Dennoch hielt er an der Planung der europäischen Erstaufführung fest, die am 19. September 1958 in Köln stattfand.
Es war dieser unbeirrte Einsatz für das Neue, der ihm nicht nur Respekt, sondern auch persönliche Wertschätzung und Freundschaft mit vielen großen Komponisten einbrachte, denen er ein überaus fachkundiger Gesprächspartner war. Tomek wurden zahlreiche Werke gewidmet.
Nach dem Tod von Heinrich Strobel übernahm Otto Tomek 1971 in Donaueschingen die künstlerische Leitung des Neue-Musik-Festivals, das in diesem Jahr erstmals unter dem Namen „Donaueschinger Musiktage“ sein Publikum empfing. Im selben Jahr gründete Tomek als Südwestfunk Musik-Hauptabteilungsleiter das Experimentalstudio des SWR in Freiburg.
Ab 1977 leitete Tomek in Stuttgart die Musikabteilung des SDR. Darüber hinaus war Tomek ab 1967 Ko-Herausgeber der Neuen Zeitschrift für Musik.
Sein enormes Wissen, sein unermüdlicher Einsatz für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie die Herzenswärme seiner großen Persönlichkeit werden uns stets ein großes Vorbild bleiben.
Aufsichtsrat, Vorstand, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Universal Edition AG