2011-04-01 14:08
Birtwistles Punch and Judy in Genf
Première
Vom Librettisten Stephen Pruslin als Prototyp der Gattung Oper beschrieben, erweckt Punch and Judy (1967) von Harrison Birtwistle den Eindruck, eine Art Urfassung einer Oper zu sein:
„Wir wollten keine Kinderoper schreiben, die getreu das traditionelle Kasperle-Puppenspiel wiedergibt. Jeder, der dieses Spektakel in seiner üblichen Umgebung am Marktplatz o.ä. miterlebt hat, wird wissen, dass es sehr wenig gibt, was eine Opernfassung zum überzeugenden und kraftvollen Original hinzufügen könnte. Nein, was wir wollten, war etwas ganz anderes: ein stilisiertes und rituelles Drama für Erwachsene, das alles an Metaphorik, an äußerem Drum und Dran und Brimborium des Originals als Ausgangspunkt verwendet“ (Pruslin).
Das Grand Théâtre de Genève zeigt das Werk in einer Produktion der English National Opera und der Young Vic (Première: 1. Apr.). Wen-Pin Chien
dirigiert das Ensemble Contrechamps.
Zur Uraufführung beim Aldeburgh Festival 1968 schrieb Andrew Porter in „The Financial Times“ vom 10.6.1968:
„Punch and Judy ist eine gelungene Oper, weil Pruslin eine ausdrucksstarke Theatersprache beherrscht und weil Birtwistle sich mit seinem prägnant feinen Ohr wunderbare ausdrucksvolle Klänge vorgestellt und diese in ausdrucksstarke Formen umgesetzt hat. Sie ist wohl eine Ideen-Oper (opera of ideas) als auch eine eigenständige musikdramatische Dichtung, kompliziert und intellektuell, große Aufmerksamkeit fordernd gleichzeitig einfach und direkt, stark in wesentlichen Aussagen wie ein Kinderlied.“